Künstlerische Darstellung eines erdnahen Asteroiden
NASA/JPL-Caltech
NASA/JPL-Caltech
ESA

Keine Gefahr durch vorbeifliegende Asteroiden

Innerhalb von rund 40 Stunden ziehen bis Samstag zwei große Brocken an der Erde vorbei. Während der größere Asteroid bei einem Einschlag vermutlich katastrophale Folgen hätte, aber einen Respektabstand einhält, kommt der kleinere der Erde näher als der Mond. Laut Europäischer Weltraumorganisation (ESA) besteht aber keine Gefahr.

„Das kommt immer wieder mal vor“, erklärte auch Günter Kargl vom Institut für Weltraumforschung (IWF) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) gegenüber der APA.

Der größere Asteroid („2011 UL21“) mit einem Durchmesser von rund 2,3 Kilometern hätte bei einem Einschlag möglicherweise verheerende Folgen, kommt der Erde heute um 22.14 Uhr (MESZ), dem Zeitpunkt des geringsten Abstands, aber mit einer Entfernung von rund 6,6 Millionen Kilometern nicht gefährlich nahe.

Ein kleineres, zwischen 120 und 260 Metern großes sogenanntes NEO (Near-Earth Object) fliegt mit nur rund 290.000 Kilometern Abstand am Samstag vorbei, wobei die größte Annäherung um 15.46 Uhr (MESZ), stattfindet, teilte das Büro für Asteroidenabwehr der europäischen Raumfahrtbehörde ESA in Frascati bei Rom mit. Am 30. Juni ist übrigens der Internationale Asteroidentag.

Regelmäßige Besucher

„Der größere Asteroid ist alle paar Jahr in Erdnähe, aber meist so weit weg, dass uns das nicht sonderlich tangiert. Das kommt immer wieder mal vor. Diese Objekte werden auch laufend beobachtet, weil man ausschließen will, dass sie irgendwann ein Risiko für uns darstellen“, so Kargl. Das kleinere Objekt komme ebenfalls regelmäßig an der Erde vorbei – „mal ein bisschen näher, mal ein bisschen weiter weg, diesmal sehr nahe“. Es werde ebenfalls überwacht, weil vielleicht irgendwann eine Kollisionsgefahr bestehen könnte. „Die aktuellen Vorhersagen sehen in den nächsten 100 Jahren aber kein Risiko für uns“, sagte der Experte.

Asteroiden in dieser Größe seien zwar „schon unangenehm“ und könnten größere Schäden anrichten, wenn sie in bewohnten Gebieten auftreffen, „aber das wäre kein Global Extinction Event“. Ab ungefähr 50 Metern könnten Objekte den Erdboden erreichen und etwa durch die Druckwelle Fensterscheiben zerstören. Kleine Asteroiden, die täglich auf die Erde niederprasseln, würden meist in der oberen Atmosphäre verglühen. In ganz seltenen Fällen passiere etwas wie in Tscheljabinsk, wo im Februar 2013 ein etwa 20 Meter großer Asteroid über der Millionenstadt Tscheljabinsk explodierte und durch die Druckwelle rund 1.500 Menschen verletzt wurden, meist durch splitterndes Fensterglas.

Rund 1,3 Millionen Asteroiden bekannt

„Ganz große Einschläge, wie die, die die Dinosaurier vernichtet haben, sind sehr selten und die Tendenz ist abnehmend“, so Kargl. In der Frühzeit des Sonnensystems habe es regelmäßig Einschläge gegeben, was sich auch an den Mondkratern zeige. Es sei aber nicht ausgeschlossen, „dass uns irgendwann wieder ein größerer Brocken erwischt, deshalb gibt es von allen Agenturen Programme, um den Weltraum zu beobachten und potenzielle Einschläge rechtzeitig zu erkennen“.

Bei der Entdeckung solcher Objekte werde sofort die Bahn ermittelt und eine Prognose erstellt, ob sie in den nächsten 100 Jahren einschlagen könnten. Längere Vorhersagen machen laut dem Experten wenig Sinn, weil die Ergebnisse aufgrund der vielen Bahnstörungen sehr ungenau werden.

Den Raumfahrtbehörden sind derzeit rund 1,3 Millionen Asteroiden bekannt. Für die rund 35.000 derzeit bekannten erdnahen Brocken werden die Szenarien für die nächsten 100 Jahre immer wieder durchgespielt. „Es gibt viele Stationen und automatische Teleskope, die den Nachthimmel ständig nach neuen Objekten durchforsten“, so Kargl. Man vermute, dass man alle ganz großen Brocken kenne. Derzeit gebe es sehr wenig technische Möglichkeiten die Gefahren abzuwehren, wenn man erkenne, dass ein Objekt mit der Erde kollidieren wird. „Den Bruce Willis, den man in der letzten Minute raufschickt, den gibt es nur im Film“, erklärte der Weltraumforscher in Anspielung auf den US-Katastrophenfilm „Armageddon“.