Mitski

Japan, Malaysia, Türkei, Kongo, später die USA: Als Diplomatenkind wuchs Mitski zwischen den Welten auf. Vielleicht klingen die Balladen der 1990 geborenen Tochter eines US-amerikanischen Vaters und einer japanischen Mutter deshalb oft rastlos und auf der Hut. Als Erstes erhob sie ihre Stimme in der Highschool – sie intonierte im Rahmen einer Talentshow den Klassiker „I Will Always Love You“ in der hochdramatischen Version von Whitney Houston. Nach zwei selbstveröffentlichten Alben sorgte 2014 „Bury Me At Makeout Creek“ erstmals für Aufmerksamkeit innerhalb der Musikindustrie. Der Durchbruch gelang ihr zwei Jahre später mit „Puberty 2“. Mit eindringlichen Texten und Melodien, die so dynamisch wie komplex anmuteten, leuchtete Mitskis Musik darauf die dunkelsten Ecken der menschlichen Seele aus. Ein Wirkprinzip, das auch heute noch gilt, aber ständigen Veränderungen unterworfen ist. Frühe Songs knallten mit aller Wucht nach vorne, mit ihren Dissonanzen und in ihrer Laut-Leise-Dramatik erinnerten sie bisweilen an den Grunge der 1990er-Jahre. Ab „Be the Cowboy“ (2018) erschien die Musik feiner ausgearbeitet, ohne deswegen an Prägnanz zu verlieren. 2023 erschien das zu großen Teilen in der Country-Metropole Nashville aufgenommene „The Land Is Inhospitable and So Are We“, auf dem sich Mitski verstärkt Americana-Klängen zuwendete.