Die neue Serie „Prop Culture“ auf Disney+ zeigt die Macht der Filmgeschichte

Fandom Staff
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In der neuen Disney+-Serie Prop Culture, die am Freitag, dem 1. Mai, erstmals ausgestrahlt wird, erforscht Dan Lanigan, Filmhistoriker und begeisterter Sammler von Filmrequisiten, die Entstehung von legendären Disney-Filmen durch die Linse unvergesslicher Filmrequisiten und Kostüme. Jede Episode widmet sich einem anderen Film und Lanigan besucht die Walt Disney Archives, Drehorte und vieles mehr, um einen Blick auf Schlüsselrequisiten zu werfen (und diese auch gerne mal in die Hand zu nehmen). Dabei spricht er auch mit Filmemachern, Schauspielern und Crews und bringt sie gleichzeitig wieder mit zahlreichen Requisiten aus ihren Filmen zusammen und beobachtet dabei, welche Erinnerungen diese in den Menschen hervorrufen.

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Die acht Episoden der ersten Staffel befassen sich mit den Filmen Mary Poppins, Tron, Nightmare Before Christmas von Tim Burton, Fluch der Karibik, Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft, Die Chroniken von Narnia: Der König von Narnia, Falsches Spiel mit Roger Rabbit und Muppet Movie.

Fandom sprach mit Lanigan über seine eigene Liebe zu Filmrequisiten und darüber, wie es war, die Reaktionen zu sehen, die sie hervorrufen können. Außerdem thematisierten wir einige der erstaunlichen Momente, die er bei der Produktion der Show erlebte – darunter ein Interview mit einem geliebten Filmschauspieler, der sich heutzutage eher aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat.

DIE MACHT VON FILMREQUISITEN

Lanigan besitzt selbst eine riesige Filmrequisitensammlung und bemerkte, dass seine Liebe zu diesem Aspekt des Films schon als Kind bei Besuchen im Themenpark der Disney Hollywood Studios in Walt Disney World – damals bekannt als Disney-MGM Studios – begann. Lanigan denkt zurück: „Wenn ich mich recht erinnere, gab es dort bei meinem ersten Besuch eine Ausstellung mit jeder Menge Marionetten aus dem Film Nightmare Before Christmas. Sie hatten sogar Teile des Rathauses aufgebaut und das hat mich einfach umgehauen. Ich konnte es einfach nicht glauben“. Lanigan fügt hinzu, dass während seiner vielen Besuche auch „Requisiten aus dem Film Rocketeer – Der Raketenmann ausgestellt [waren], außerdem Leihgaben aus Indiana Jones und der Tempel des Todes. Und dann wurde die Star Tours-Fahrt eröffnet und dort wurden einige Originaldroiden gezeigt. Alles war plötzlich in greifbarer Nähe und ich konnte ganz nah hin gehen und sah, wie sie es genau gemacht hatten. Bei den Sachen aus Nightmare Before Christmas konnte man die Befestigungsösen sehen und in den Böden der Sets waren die Löcher sichtbar, wo die Figuren befestigt wurden. Dann sah man die kleinen Gelenke mit den Löchern, über die die Gelenke angezogen oder gelockert und darüber die Marionetten bewegt wurden. Diese Dinge aus nächster Nähe zu sehen, ist wirklich sehr lehrreich. Das hat meine Begeisterung nur noch weiter geschürt, nicht nur für Requisiten, sondern auch für das Filmemachen“.

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Wenn Lanigan in Prop Culture Filmemacher und Schauspieler wieder mit Requisiten und Kostümen aus ihren Filmen zusammenbringt, sind sie meist sichtlich aufgeregt, diese zu sehen. Einige haben jedoch weitaus emotionalere Reaktionen und es fließen sogar Tränen.

Lanigan angesichts dieser emotionalen Reaktionen: „Es ist schon interessant. Manche Leute reagieren einfach anders. Das hängt meiner Meinung nach von einer ganzen Reihe von Faktoren ab. Filme wie zum Beispiel Mary Poppins, oder eigentlich alle Filme, die wir vorstellen, sind so groß, so bedeutend und langlebig, dass die Leute, die an ihnen mitgearbeitet haben, diese Filme als Teil ihrer Identität ansehen. Und wenn man ihnen dann viele Jahre später ein bedeutendes Artefakt aus ihrer eigenen persönlichen Geschichte zurückbringt, dann gibt es natürlich eine spürbare emotionale Reaktion. Und das ist auch mit ein Grund, warum ich diese Stücke sammle, denn es steckt Magie in ihnen. Wenn Sammler und Filmliebhaber eine Originalrequisite sehen, umgibt diese für sie eine fast unsichtbare Aura, weil es für sie eben ein wichtiges Stück ist. Da denkt man sich: ‚Oh mein Gott, schau dir das an, das war das Stück, das dieser oder jener [Schauspieler] in diesem besonderen Film in Händen gehalten hat‘. Da steckt Power drin. Die Art von Power, die Menschen bewegt. Und selbst die Leute, die vielleicht dreißig Stück derselben Requisite [für diesen Film] gebaut haben, sind davon begeistert, wenn sie Jahre später eine davon sehen. Das war vielleicht ein Film, der ihre Karriere nach vorne gebracht hat oder bei dessen Dreharbeiten sie mehr über sich selbst erfahren haben. Oder vielleicht haben sie bei diesem Film ihren Partner kennen gelernt. Das hat Power. Sogar unabhängig von der Power des eigentlichen Films. Denn das betrifft die persönliche Geschichte dieser Menschen“.

DER TRAUM JEDES FANBOYS

Lanigan konnte beim Dreh von Prop Culture Unglaubliches erleben. Er hatte die Gelegenheit, sich für die Folge über Roger Rabbit mit Schauspielern wie Kathleen Turner und Christopher Lloyd zu unterhalten – mit letzterem hat er sich sogar gemeinsam rasieren und die Haare schneiden lassen! Er konnte Orte wie die Walt Disney Animation Research Library besichtigen und hatte sogar das seltene Vergnügen, sich in Disneyland hinter den Kulissen des berühmten Original-Fahrgeschäfts vom Fluch der Karibik aufzuhalten (das Inspiration für den Film war, aber auch ein Ort ist, an dem eine der Requisiten aus eben dem Film ein Zuhause gefunden hat).

Was blieb ihm also vom Dreh der Serie am meisten im Gedächtnis? Laut Lanigan war „der unglaublichste Moment der, als ich mit Rick Moranis zusammensaß. Den Kerl habe ich in jüngeren Jahren in Zwei Superflaschen räumen auf immer und immer wieder gesehen. Und meine Freunde und ich konnten Passagen aus dem Film vorwärts, rückwärts und seitwärts zitieren. Ich habe diesen Film geliebt! Und dann war da noch Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft mit Rick Moranis. Ghostbusters: Rick Moranis. Es gibt einfach so viele tolle Filme, in denen er mitspielt. Und dann zieht sich der Typ zurück und beschließt, sich um seine Familie zu kümmern! Aber irgendwie konnten wir ihn dazu zu bringen, sich mit uns zusammenzusetzen und über Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft zu sprechen. Wir konnten es wirklich kaum glauben, dass Rick Moranis bei uns war und sogar Spaß hatte! Das war richtig cool“.

Während der Nightmare Before Christmas-Episode gab es einen weiteren Höhepunkt, als Lanigan Danny Elfman besuchte und mit ihm über seine Arbeit an dem Film sprach. Lanigan erinnerte sich: „Der zweite [größte] Moment war wahrscheinlich, als Danny mir Nightmare in der Rolle von Jack vor sang. Wir saßen in seinem Ausstellungsraum auf der Couch und unterhielten uns wahrscheinlich anderthalb oder zwei Stunden lang. Und das hat mich einfach umgehauen. Weil er ein ganz normaler, netter Typ ist. Er war als Kind total von Monstern besessen, las Monster-Hefte und war von diesem Zeug richtig begeistert. Aber als er anfing, als Jack zu singen und mir erklärte, wie er das macht und wie er es durchzieht… Ich selbst singe ja nicht, aber mir wurde dabei definitiv leicht schwindelig zumute. Das war total seltsam und absolut toll“.

FILMHISTORISCHE HÖHEPUNKTE

Lanigan findet es toll, dass Prop Culture so viele Facetten des Filmemachens und Details ins Rampenlicht rückt, derer sich viele Zuschauer bei einem Lieblingsfilm anfangs vielleicht nicht bewusst sind. Er erklärt es so: „Wenn man an Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft denkt, kann man sich durchaus fragen, was an dem Film so wichtig sein soll. Natürlich war er ein großer Erfolg, aber was ist so besonders an ihm? An diesem Film haben so viele unterschiedliche und talentierte Menschen gearbeitet. Eines meiner Idole ist Phil Tippett, den man wohl als den Ray Harryhausen unserer Zeit bezeichnen kann. Er hat so viele erstaunliche Dinge in Star Wars, Das Imperium schlägt zurück und Die Rückkehr der Jedi-Ritter geschaffen. Und später ging es weiter mit RoboCop und Starship Troopers. [In Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft] gestaltete er einen der coolsten Käferkämpfe aller Zeiten in Stop-Motion.“

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Offensichtlich hat sich die Technologie so sehr weiterentwickelt, dass sich viele Aspekte des Filmemachens verändert haben, und in Prop Culture bekommt man einen Einblick in den Erfindergeist, der nötig war, um mit den damals verfügbaren Mitteln die Optik von einigen der wichtigsten Filme zu gestalten. Da wäre zum Beispiel die Modifikation von Hockeyhelmen, die die Figuren in Tron tragen sollten, oder die Mechanik, mit der Handschellen für einen Menschen und ein Zeichentrick-Häschen in Roger Rabbit hergestellt wurde.

Als es dann um die Frage geht, wie seine Show dazu beiträgt, die Entwicklung von Spezialeffekten zu zeigen, merkte Lanigan an: „Das Witzige daran ist, dass man nicht nur die Geschichte zurückverfolgen kann und erfährt, wie sie es getan haben, sondern auch, warum sie es getan haben. Sie taten es auf eine bestimmte Art und Weise, denn dort stießen sie damals an die Grenzen. Heutzutage kann man diese Techniken immer noch anwenden, aber in Verbindung mit der aktuellen Technologie. Durch meine Gespräche mit den Leuten, die in den 60er, 70er, 80er und 90er Jahren an diesen Filmen mitgearbeitet haben, konnte ich diese Techniken selbst in Fan-O-Rama und meinem jüngsten Film Izzy Lyon: The Unspun Truth einsetzen. Alte Techniken sind mit die besten, weil sie früher schon funktioniert haben, also warum sollte man sie nicht erneut einsetzen?“ Lanigan fügt hinzu, dass CGI seiner Meinung nach großartige Einsatzmöglichkeiten bietet: „Aber das bedeutet nicht, dass man einfach nur CGI und sonst nichts machen muss. Man sollte die alten Techniken dann nutzen, wenn sie funktionieren. Sehen wir uns einfach mal Herr der Ringe an und was Peter Jackson da gemacht hat. Er mischte viele alte Techniken mit neuen Techniken und fabrizierte einen fantastischen Film.“

EIN BLICK IN DIE ZUKUNFT

Erwähnenswert ist, dass die in Prop Culture gezeigten Filme vielen unterschiedlichen Genres und Epochen zugeordnet werden können, was laut Lanigan stets seine Absicht war. „Ich persönlich wollte eine Vielzahl verschiedener Filmtypen zeigen, von klassischer Disney-Live-Action über Abenteuerfilme bis hin zu Stop-Motion. Ich wollte so viel Abwechslung wie möglich, weil es so viele verschiedene Fähigkeiten gibt, die beim Filmemachen allgemein zum Einsatz kommen, und auf die wollte ich eingehen. Bei Falsches Spiel mit Roger Rabbit sprachen wir zum Beispiel mit Charlie Croughwell, der nicht nur Stuntfahrer ist, sondern tatsächlich Benny, das Taxi selbst gebaut hat. Es gibt so viele verschiedene Fähigkeiten und so viele verschiedene erstaunliche Menschen, die beim Film arbeiten. Die sind für mich ebenso Stars wie diejenigen, die man auf der Leinwand sieht. Diese Leute sind meine Idole. Und natürlich liebe ich es, mich mit Christopher Lloyd und Kathleen Turner oder Rick Moranis zusammenzusetzen. Aber Leute wie Charlie Croughwell und [die Kostümbildnerin vom Fluch der Karibik] Penny Rose sind einfach erstaunliche, wunderbare, warmherzige und geniale Menschen“.

Der Muppet Movie hebt sich in der ersten Staffel ein wenig von den anderen Filmen ab, da er ursprünglich nicht als Disney-Film veröffentlicht wurde, sondern erst Jahre später, nachdem Disney die Muppets gekauft hatte, einer wurde. Natürlich ist die Disney-Bibliothek seitdem noch weiter angewachsen, auch durch den kürzlichen Erwerb der Filme von 20th Century Fox.

Hinsichtlich einer möglichen 2. Staffel meint Lanigan: „Wir möchten uns die Filme von Fox vornehmen und uns in einige der eingekauften Filme vertiefen. Und falls Marvel mit uns zusammenarbeiten möchte, wäre das auch toll. Auf der Liste der Filme, die wir behandeln möchten, stehen Edward mit den Scherenhänden, Kevin – Allein zu Haus, Das Schwarze Loch, Hocus PocusWillow ist auch ein großartiger Film, den wir wirklich gerne machen würden. Und ich hätte noch gerne Jäger des verlorenen Schatzes dabei. Ich bin ein begeisterter Sammler von allem, was mit Indiana Jones zu tun hat, das würde ich sehr gerne machen. Oder Der fantastische Mr. Fox. Die Braut des Prinzen könnte ich mir auch gut vorstellen. Die Originalversion von Planet der Affen! Und natürlich ist da noch ein Film, den ich wirklich, wirklich machen möchte –und ich bin mir nicht sicher, ob Disney dafür die Rechte hat, weil sie sie mit Paramount teilen – auf jeden Fall wäre Der Drachentöter ganz großes Kino. Dieser Film ist aus so vielen verschiedenen Gründen ein so wichtiger Film. Er ist ein Stop-Motion-Film aus dem Fantasy-Genre und in vielerlei Hinsicht visueller Vorreiter von Herr der Ringe oder Game of Thrones. Der Drachentöter ist das Vorbild und hat wahrscheinlich immer noch das beste Drachendesign aller Zeiten. Meiner Meinung nach wird dieser Film oft unterbewertet“.

Die gesamte, acht Episoden umfassende, ersten Staffel von Prop Culture ist ab Freitag, dem 1. Mai, bei Disney+ zu sehen.

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